Bauchpilze (Gastromycetes)

Bauchpilze ernähren sich ausschließlich von toten, organischen Stoffen (Saprophyten). Sie besitzen jung geschlossene Fruchtkörper mit einem sporenbildende Geflecht im Innern (Gleba). Die Freisetzung der Sporen erfolgt durch Zerfall des Fruchtkörpers.

Familie Stäublingsartige (Lycoperdaceae)

Merkmal von Stäublingen ist das durchgängige Fleisch ohne Anzeichen oder Ansätze von Lamellen.
Alle Stäublinge gelten als essbar, solange das Fleisch weiß und fest ist. Da Stäublinge wenig Eigengeschmack besitzen, sind sie eher als Mischpilze geeignet, die stachlige oder körnige Außenhaut sollte entfernt werden.

Flaschen-Stäubling (Lycoperdon perlatum)
Tussenhausen, 3. Dezember 2016 (altes Exemplar), 1. September 2022, Markt Wald, 4. November 2023;
Vorkommen oft in Gruppen von Frühsommer bis Spätherbst im Laub- und Nadelwald.
Das Kopfteil ist rund und geht direkt in den Stiel über, die Oberfläche ist mit Warzen und Stacheln besetzt, die sich leicht abwischen lassen; junge Exemplare sind fest und weiß, mit zunehmender Reife trocknet die Fruchtmasse im Inneren aus und zerfällt zu bräunlichem Sporenpulver, die Pilze verfärben sich gelblich bis graubraun und reißen am Scheitel, wo die reifen Sporen entweichen können.
Aufgrund blutstillender Wirkung wird der Flaschenstäubling auch als Vital oder Heilpilz betrachtet.

Igel-Stäubling (Lycoperdon echinatum)
Kaufering, 1. Oktober 2016, Markt Wald, 9. Oktober 2016;
Vorkommen Frühsommer bis Spätherbst meist im Laubwald; Fruchtkörper bis 6 cm, bräunlich kugelig, gelbbraune Stacheln, oft in Büscheln stehend und gekrümmt mit helleren Spitzen, unter abgefallenen Stacheln ist ein Netzmuster zu erkennen (beim Bräunlichen Stäubling nicht der Fall); Fruchtfleisch jung weiß, später bräunend bis zum dunkelbraunen Sporenstaub, der durch eine Öffnung am Scheitel abgegeben wird.


Familie Rutenpilze (Phallaceae)

Stinkmorchel (Phallus impudicus)
Tussenhausen, 16. August 2016, Markt Wald, 30. August 2016, Tussenhausen, 8. Oktober 2016 (2), 27. August 2017, 24. Oktober 2020, 18. September 2021, 15. Oktober 2022 (Hexenei noch zu sehen);
Vorkommen Sommer bis Spätherbst, häufig im Misch- und Nadelwald; nicht giftig.

Der ungewöhnliche Pilz entsteht aus einem unterirdisch lebenden Hexenei, welches essbar ist. Nachdem der Knolle die Haut abgezogen ist, kann sie in Scheiben geschnitten wie Bratkartoffeln zubereitet werden. Ich hab es allerdings noch nicht probiert.
Aus dem Hexenei wächst nachts innerhalb weniger Stunden der Fruchtkörper, der in seiner Form einem Phallus gleicht, der wissenschaftliche Name Phallus impudicus bedeutet "unzüchtiger Penis". Wegen dieser Form soll Darwins Tochter Henrietta Emma aus Sorge um Anstand und Sitte die Pilze aus dem Wald entfernt haben.
Wenn bei einem Waldspaziergang ein übler aasartiger Geruch in der Luft liegt, ist der Pilz meist nicht weit weg. Und er soll so schmecken, wie er riecht (auch das hab ich nicht probiert). Durch den Geruch werden Insekten angelockt, für die der schleimige Überzug – die Gleba – eine Delikatesse ist. Der Hut einer Stinkmorchel ist oft von Fliegen bedeckt. Diese Gleba ist die Sporenmasse der Stinkmorchel und so sorgen die Insekten für die Fortpflanzung des Pilzes.

Dem Volksglaube nach besitzt die Stinkmorchel aphrodisierende Kräfte, aus ihm wurden Liebestränke und andere Zaubermittel zubereitet.
Wenn früher auf einem Grab eine Stinkmorchel erschien, sprach der Volksmund von einem "Leichenfinger", es hieß, der Verstorbene wäre mit einem ungesühnten Verbrechen auf dem Gewissen begraben worden.

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Aktualisiert 04/2024