Röhrlingsartige (Boletales)

Pilzarten mit aus Hut und Stiel bestehenden Fruchtkörpern, deren Hutunterseite aus Röhren besteht, werden oft einfach als Röhrlinge bezeichnet. In Bayern und Österreich spricht man von Schwammerl, im Vogtland und Erzgebirge von Schwamme.
Zu dieser Hauptgruppe zählen so begehrte Speisepilze wie der Steinpilz oder der Maroner. Nur wenige sind ungenießbar, wie der Gallenröhrling, oder giftig, wie der Satans-Röhrling.

Röhrlinge sind Mykorrhizapilze, d.h., sie leben mehrheitlich in Symbiose mit Baumwurzeln.
Falscher Pfifferling, 18.10.2018 Falscher Pfifferling, 18.10.2018 Falscher Pfifferling, 18.10.2018 picture galleries for websitesby VisualLightBox.com v6.1
Familie Kremplingsähnliche (Paxillaceae)

Falscher Pfifferling (Hygrophoropsis aurantiaca)
Jettingen-Scheppach, 18. Oktober 2018;
Vorkommen Juni bis November in Nadelwäldern, zu finden auf Nadelholzstümpfen und Holzresten, auch Orangegelber Gabelblättling, Orangebrauner oder Gemeiner Afterleistling genannt; Hut, Stiel, Fleisch und die lamellenähnlichen Blätter sind kräftig orangegelb, der Echte Pfifferling ist in seiner Färbung eher gelblich, eine Unterscheidung ist auch anhand von Geschmack und Geruch möglich, das Fruchtfleisch des Echten Pfifferlings ist aromatisch, fest und leicht scharf, das Fleisch des Falschen Pfifferlings riecht unauffällig, ist faserig und ohne Geschmack.
Zur Essbarkeit variieren die Aussagen von "bedingt essbar" über "essbar, aber nicht bekömmlich" bis "in größeren Mengen leicht giftig".

Der Falsche Pfifferling erhielt seinen Namen wegen der Ähnlichkeit zum Echten Pfifferling (Cantharellus cibarius), er ist aber mit den Leistenpilzen, zu denen der Echte Pfifferling gehört, nicht verwandt, sondern zählt trotz der lamellenartigen Hutunterseite zur Ordnung der Röhrlingsverwandten.
Flockenstieliger Hexen-Röhrling, 19.09.2020
Steinpilze, 28.06.2012 Steinpilze, 11.09.2020 Steinpilz, 14.09.2023 picture galleries for websitesby VisualLightBox.com v6.1

Familie Röhrlinge (Boletaceae)

Gattung Dickröhrlinge (Boletus)

Flockenstieliger Hexen-Röhrling (Neoboletus erythropus)
Tussenhausen, 19. September 2020;
Vorkommen Juni bis Oktober im Laub- und Nadelwald, vorwiegend in der Nähe von Fichten, aber auch von Rotbuchen und Eichen zu finden; sehr guter Speisepilz, auch zum Trocknen geeignet.

Wegen der wildlederartigen Oberfläche des Hutes wird der Flockenstielige Hexen-Röhrling auch Schusterpilz genannt, der dunkelbraune Hut des oft stattlichen Pilzes kann bis zu 20 cm breit werden, der Stiel ist dick, fest und mit roten Schüppchen auf gelblichem Untergrund bedeckt, leuchtend rotes Porenfutter.
Die sich sofort schwarz-blau verfärbenden Schnittstellen und auch der Name "Hexenröhrling" laden auf den ersten Blick nicht zum Verzehr des Pilzes ein. Die Blauverfärbung ist aber eine harmlose enzymatische Oxidationsreaktion, die z.B. auch beim Maronenröhrling vorkommen kann. Es gibt sogar eine Regel, dass blauverfärbenden Röhrlinge ohne Netzzeichnung am Stiel essbar sind.
Verwechslungsgefahr besteht mit dem Netzstieligen Hexenröhrling, der am Stiel besonders kurz unter dem Hut eine deutliche Netzzeichnung hat. Dieser ist nach ausreichendem Erhitzen ebenfalls essbar, wobei es individuelle Unverträglichkeiten gibt. Die Merkmale des ebenfalls rotporigen und giftigen Satans-Röhrlings und auch des Schönfuß-Röhrlings, der allerdings gelbe Poren hat, sollte man sicherheitshalber kennen.

Steinpilz (Boletus edulis)
Werdau, 28. Juli 2012, Tussenhausen, 11. September 2020, 14.09.2023;
Vorkommen Juli bis Oktober im Nadel- und Laubwald; hervorragender Speisepilz, einer der wenigen Pilze, die auch roh essbar sind.

Der Echte Steinpilz wird auch als Herrenpilz oder Fichten-Steinpilz bezeichnet. Daneben gibt es weitere Steinpilzarten, die sich aber nur unwesentlich unterscheiden. Ausschlaggebend ist der jeweilige Baum, in dessen Nähe der Pilz steht, denn alle sind Mykorrhizapartner bestimmter Bäume, mit deren Wurzeln sie in Symbiose leben. So ist der Sommer-Steinpilz (Boletus aestivalis) vor allem in der Nähe von Buchen oder Eichen zu finden, der Schwarzhütige Steinpilz (Boletus aereus), "Pilz des Jahres 2008", wächst ebenfalls vorwiegend unter Eichen oder Buchen, ist aber selten und steht unter Artenschutz. Unter Naturschutz stehen heute alle Steinpilzarten.
Im Mittelalter war der Genuss von Steinpilzen adligen und geistlichen Grundherren vorbehalten, erst seit der Französischen Revolution besteht kein Abgabezwang mehr.
Die Anwesenheit von Fliegenpilzen und Pfeffer-Röhrlingen lässt oft auf einen Steinpilzfund hoffen, denn diese Pilze haben ähnliche Standortansprüche und treten in Fichtenwäldern häufig als Gemeinschaft auf. Verwechslungen sind kaum möglich, höchstens mit sehr jungen bitteren Gallenröhrlingen, die aber eine dunklere Stielnetzzeichnung haben, während der Steinpilz ein feines weißes Adernetz, besonders im oberen Stielbereich, aufweist.
Der Name Steinpilz weist wahrscheinlich auf das feste Fleisch hin.

Gattung Filzröhrlinge (Xerocomus)

Maronenröhrling (Xerocomus badius)
Jettingen-Scheppach, 14. September 2007, 28. September 2012, Markt Wald, 30. August 2016, Tussenhausen, 16. Oktober 2016, 19. Oktober 2022.
Vorkommen Juni bis November im Nadel- und Laubwald, besonders unter Fichten und Kiefern, sehr wohlschmeckend, einer der beliebtesten Speisepilze, da es keinen giftigen Doppelgänger gibt.
Es gibt unzählige Zubereitungsarten, sie eignen sich für Mischpilzgerichte, zum Einfrieren oder Trocknen, sie passen zu jedem Fleischgericht und in einen Pilzgulasch gehört die Braunkappe unbedingt. Und wie alle Pilze hat auch der Maroner mit nur 27 Kalorien auf 100 Gramm einen geringen Brennwert, dafür aber jede Menge Mineralstoffe wie Kalium, Phosphor und Kalzium.

Der vom Flachland bis ins Hochgebirge verbreitete Maronenröhrling wird in vielen Gegenden auch Braunkappe genannt. Auch wenn Maronenröhrlinge im Aussehen zu den variantenreichsten Pilzarten gehören – klein oder größer, dicker oder dünner Stiel, großer flacher oder kleiner halbkugeliger Hut – gibt es kaum Verwechslungen, maximal sehr junge ungenießbare Gallenröhrlinge können eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen, aber deren Stielnetzzeichnung kommt bei Maronenröhrlingen nicht vor.

Rotfußröhrling (Xerocomus chrysenteron)
Tussenhausen, 30. Oktober 2016, 21. September 2017, 1. September 2022;
Vorkommen Juli bis November im Nadel- und Laubwald, guter Speisepilz, eignet sich gut als Mischpilz. Ältere Exemplare sollten allerdings stehen gelassen werden, denn sie sind meist wurmig, also nur junge feste Pilze mitnehmen und diese unbedingt in einem luftigen Korb transportieren, da Rotfußröhrlinge besonders wasserhaltig sind, schnell matschig werden, sich zersetzen und giftige Substanzen bilden, die Brechreiz und Durchfall hervorrufen können.

Geselliger Pilz, der Hut kann in verschiedenen bräunlichen Varianten samtig oder glatt, ähnlich Maronern, bei Trockenheit ist er rissig, der Stiel ist am Fuß meist rötlich, die Röhren sind gelb und bei Druck blauend.
Gallenröhrling, 16.08.2016 Gallenröhrling, 30.08.2016 Gallenröhrling, 30.08.2016 picture galleries for websitesby VisualLightBox.com v6.1

Gattung Gallenröhrlinge (Tylopilus)

Gallenröhrling (Tylopilus felleus)
Tussenhausen, 16. August 2016, Markt Wald, 30. August 2016;
Vorkommen Juni bis Oktober im Nadelwald, besonders unter Fichten und Kiefern; ungenießbar, ein Exemplar kann eine komplette Mahlzeit verderben!

Der Gallenröhrling ist in Mitteleuropa der einzige Vertreter der Gattung. Sehr junge Exemplare können dem Steinpilz oder auch Maronern ähnlich sehen, am braunen Stielnetz und dem ins Rosa gehenden Röhrenfutter ist der Gallenröhrling mit etwas Erfahrung jedoch leicht zu erkennen. Auch wenn der Geruch nicht unangenehm ist, durch eine Kostprobe – es genügt das Anlecken der Schnittstelle – kann schnell festgestellt werden, warum der Pilz diesen Namen hat.
Birkenröhrling, 11.09.2020 picture galleries for websitesby VisualLightBox.com v6.1

Gattung Raustielröhrlinge (Leccinum) Birkenröhrling (Leccinum scabrum)
Tussenhausen, 11. September 2020;
Vorkommen Sommer bis Herbst unter oder in der Nähe von Birken, beliebter Speisepilz, alle Raustielröhrlinge sind sich recht ähnlich und es gibt keine ungenießbaren oder giftigen Vertreter.

Der Birkenröhrling oder Birkenpilz wird aufgrund der dunkel geschuppten Stieloberfläche, die etwas an den Stamm einer Birke erinnert, auch Birkenraufuß genannt. Wie alle Arten dieser Gruppe ist der Birkenpilz ein Mykorrhizapilz, am Namen ist zu erkennen, mit welchem Baum er in Symbiose lebt, andere Vertreter der Gattung sind z.B. die Espen- und die Fichten-Rotkappe.
Hut halbkugelig, die Farbe der Huthaut kann hell graubraun bis rötlich-graubraun sein, bei Feuchtigkeit ist sie ziemlich schmierig, das Röhrenfutter ist bei jungen Pilzen weiß, bei älteren Exemplaren grau, am Hut sind die Röhren gewölbt.
In Deutschland steht der Birkenpilz unter Naturschutz und darf nur in kleinen Mengen für den eigenen Bedarf gesammelt werden.
Goldröhrling, 19.09.2010 Goldröhrling, 19.09.2010 picture galleries for websitesby VisualLightBox.com v6.1

Gattung Schmierröhrlinge(Suillus)

Goldröhrling (Suillus grevillei)
Wüstenbrand, 19. September 2010;
Vorkommen Juni bis Oktober unter Lärchen; sehr wohlschmeckender Speisepilz, die schleimige Huthaut sollte vor der Zubereitung abgezogen werden, was bei jüngeren Exemplaren allerdings nicht so einfach ist. Mit einem feuchten Tuch geht es etwas leichter.

Der auch Lärchenröhrling genannte Pilz ist ein Mykorrhizapilz, d.h., er bildet eine Lebensgemeinschaft mit Lärchen. Biologisch ausgedrückt lebt er mit diesen Bäumen in Symbiose, was für beide von Vorteil ist. Das Pilzmyzel umschließt die feinen Wurzeln des Baumes und transportiert Nährstoffe und Wasser zur Pflanze. Als Gegenleistung erhält er vom Baum Stoffe, die er benötigt, selbst aber nicht produzieren kann, weil ihm das für die Photosynthese notwendige Blattgrün fehlt.

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Aktualisiert 04/2024